Wissen über intuitives manuelles Behandeln

Funktionelle Beschwerden erkennen – was dir sonst niemand sagt

Weiße Pfeile auf blauem Hintergrund die in Richtung Vorwärts bzw. Zukunft zeigen – sinnbildlich wie Osteopathie die Zukunft der Gesundheit mit prägen kann.

Warum das Erkennen funktioneller Beschwerden für die Zukunft so entscheidend ist.

Deutschland hat eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt – und doch gehören wir zu den Ländern mit der niedrigsten Lebenserwartung in Europa. Noch drastischer: Die Zahl der gesunden Lebensjahre ist erschreckend kurz. Und das, obwohl wir technisch exzellent ausgestattet sind, spezialisierte Kliniken besitzen und einen Arztbesuch so einfach machen wie einen Einkauf.

Was läuft hier schief?

Die Antwort liegt oft dort, wo niemand hinschaut: bei funktionellen Beschwerden.

Die Autoren des Buches „Die Gesundheit der Zukunft“1 zeichnen ein klares Bild: Unser System ist technisch hochgerüstet, aber innerlich aus dem Gleichgewicht geraten. Die Spezialisierung hat die ganzheitliche Medizin fast vollständig verdrängt. Patienten werden in Funktionsgruppen eingeteilt und in Spezialkliniken geleitet, wo jeder seinen Bereich behandelt. Den ganzen Menschen sieht kaum jemand.

Was wir erleben, ist eine Medizin, die alles im speziellen kann – außer ganzheitlich miteinander zu Verbinden.

Osteopathie arbeitet anders. Sie fragt: Was ist das größere Bild? Was verbindet die Symptome? Wo ist der rote Faden?

Ein zentrales Problem ist die sogenannte „Vollkasko-Mentalität“: Alles ist immer sofort verfügbar. Therapien, Medizintechnik, Medikamente. Selbst hochspezialisierte Verfahren wie Gentherapien werden – ungeachtet der Kosten – bereitgestellt. Doch diese Verfügbarkeit senkt nicht nur die Hemmschwelle zum Arztbesuch, sondern erzeugt eine Verzerrung: Wer sich krank fühlt, geht zum Spezialisten; nicht weil es sinnvoll ist, sondern weil es möglich ist.

Wir verlieren so nicht nur den Blick für das Wesentliche, sondern auch Ressourcen für Prävention, Bildung oder echte Gesundheitsförderung.

Als Osteopathen arbeiten wir täglich mit Menschen, deren Symptome oft keine klaren schulmedizinischen Erklärungen finden. Schmerzen, Erschöpfung, Atemnot, Spannungsgefühle, chronische Beschwerden – ohne greifbare Befunde. Das ist frustrierend. Für Patienten und für Ärzte.

Osteopathie setzt genau dort an:

Nicht Symptome kurieren, sondern Ursachen aufspüren. Nicht behandeln, was offensichtlich ist, sondern auflösen, was im Verborgenen „die Strippen zieht“

Im Buch wird ein Vorschlag gemacht, der aus osteopathischer Sicht wie eine Einladung klingt: Mehr Generalismus. Weniger Spezialisierung.

In der Osteopathie ist der Generalismus keine Option, sondern die Grundlage: Wir sehen den ganzen Menschen, nicht nur das Knie oder die Lunge. Wir beziehen Bewegungsverhalten, Atmung, Emotionen und Biografie ein. Wir arbeiten oft mit Patienten, die schon alles probiert haben. Und wir stellen uns die Frage: Was hält diesen Menschen davon ab, gesund zu sein?

Funktionelle Beschwerden sind ein zentrales Thema in der modernen Gesundheitsdiskussion – und leider noch immer ein blinder Fleck im System. Die schulmedizinischen Untersuchungen zeigen oft „nichts Auffälliges“. Doch der Mensch fühlt sich nicht gesund.

Funktionelle Erkrankung erklären wir so: Funktionelle Erkrankungen entstehen, wenn das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Körpersystemen gestört ist, ohne dass sich das in klassischen Befunden zeigt.

Das bedeutet: Du kannst Beschwerden haben, die real und deutlich spürbar sind – obwohl sie auf dem MRT, Röntgen oder im Blutbild nicht sichtbar sind. Schulmedizinisch fällt das in die Kategorie „Symptome ohne Befund“ oder unspezifische Beschwerden.

Gerade hier liegt die Stärke der Osteopathie. Denn sie geht nicht nur von Datenbefunden aus, sondern von Spannungsmustern. Diese Muster sind entweder ausgewogen oder stehen im Ungleichgewicht, was zu unsichtbaren Beschwerden führt.

[Hier findest Du ein Beispiel aus der Praxis, wie ein Tennisarm als funktionelles Problem entsteht]

Du hast das Gefühl, etwas stimmt nicht – aber niemand findet etwas? Dann lohnt sich ein zweiter Blick. Funktionelle Beschwerden sind oft leise, diffus oder wechselhaft.

Wiederkehrende Verspannungen oder Druckgefühle? Wenn du immer wieder die gleichen Spannungen im Nacken, Bauch, Brustkorb oder Becken bemerkst, kann das ein Hinweis auf ein tieferliegendes Ungleichgewicht sein. [hier erfährst du wie das Zwerchfell im Zentrum dieser Körperbereich steht und sie beeinflusst]

Deine Atmung ist flach oder unregelmäßig? Der Atem ist der Spiegel deiner inneren Verfassung. Viele funktionelle Beschwerden zeigen sich zuerst in der Atmung. Achte auf dein Atemmuster und mache den Selbsttest (gesunde Atmung).

Du funktionierst irgendwie, aber fühlst dich nicht frei? Viele Menschen funktionieren im Alltag, würden sich aber selbst nicht als gesund bezeichnen. Genau hier beginnt der osteopathische Blick: Was braucht dieser Mensch, um sich wieder frei zu fühlen?

Je länger funktionelle Beschwerden bestehen, desto tiefer verankern sie sich im Nervensystem und in den Gewebestrukturen. Die Folge: Aus vorübergehenden Spannungen werden chronische Muster. Nach Jahren der Kompensation können Verschleißerscheinungen auftreten , die dann nicht mehr so leicht behebbar sind. Deshalb ist das frühzeitige Erkennen so wichtig – für echte, nachhaltige Gesundheit.

In der Osteopathie arbeiten wir nicht gegen die Symptome, sondern mit dem, was der Körper uns zeigt. Wir helfen, Spannungen zu lösen, Blockaden zu finden und den Weg zurück zur inneren Beweglichkeit zu ebnen.

[Hier gelangst Du zur Liste der umfangreichen Beschwerden, die sich osteopathisch gut behandeln lassen]

Wenn wir funktionelle Beschwerden ernst nehmen, bevor sie chronisch werden, sparen wir nicht nur Kosten – wir gewinnen Lebensqualität und können einen wertvollen Beitrag zu Gesundheitsprävention beisteuern.

Die klassische Medizin ist systembedingt überfordert. Osteopathie kann ein Schlüssel dazu sein, sie im Bereich der funktionellen Medizin  zu entlasten – als Brücke zwischen Körpergefühl, Symptomerleben und den oft negativen Befunden in der klassischen schulmedizinischen Diagnostik.

PS:
Du hast Beschwerden – aber niemand findet etwas? Vertraue deinem Gefühl. Osteopathie kann dir helfen, funktionelle Beschwerden rechtzeitig zu erkennen.

Dieser Artikel basiert auf Impulsen aus dem Buch „Die Gesundheit der Zukunft“ sowie auf über 20 Jahren Praxiserfahrung mit funktionellen Beschwerden. Mehr über unseren Weg und die osteopathische Arbeit erfährst du hier: Über uns


Quelle:

  1. Die Gesundheit der Zukunft – Wie wir das System wieder fit machen. Von Prof. Christian Karagiannidis, Prof Boris Augurzky und Prof. Mark Dominik Alscher. Erschienen 2025 im Hirzel-Verlag. ↩︎


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