Die Psychosomatik ist eine medizinische Fachrichtung und beschäftigt sich mit mentalen und seelischen Beschwerden, die den Körper krank machen.
Machen wir ein kleines Selbstexperiment: Gib in die Suchmaschine „funktionelle Beschwerden“ ein. Was siehst Du? Genau: lauter Seiten, die uns glauben lassen, dass diese Beschwerden hauptsächlich psychische Ursachen haben.
Solche Beschwerden kommen nach unserer Erfahrung hauptsächlich in folgenden Bereichen vor: Kreislauf, Herz-Lunge, Magen-Darm, Empfindungen und Balance. Sie alle haben eine gute Chance, über körperliche Therapie wie Lockieren® gelöst zu werden:
- Gelenk- oder Rückenschmerzen;
- Atmungs- oder Schlafstörungen;
- Kribbelparästhesien oder Verkrampfungen;
- Übelkeit, Völlegefühl, Druck im Oberbauch, Magenschmerz, Sodbrennen, Blähungen;
- Abgeschlagenheit oder Benommenheitsgefühl;
- Kloßgefühl im Hals, Herzrasen, Herzstolpern, Beklemmungsgefühl in der Herzgegend;
- Schwindel, Gleichgewichtsstörungen
Vielleicht hast Du in der Suchmaschine auch Namen gefunden wie „somatoforme Störungen“, „Befindlichkeitsstörungen“ oder „psychosomatische Beschwerden“. Was sie gemeinsam haben: Hier geht die Schulmedizin davon aus, dass sie unabhängig von ihrer Bezeichnung psychische Ursachen haben. Und dass diese psychischen Ursachen sich körperlich ausdrücken (Psychosomatik).
Aus diesem Grund landen viele Betroffene mit funktionellen – also körperlichen – Beschwerden bei Therapeuten und Ärzten, die sich um die Therapie der Psyche kümmern. Körperliche Zusammenhänge ziehen sie leider nur selten in Betracht.
Natürlich gibt es funktionelle Probleme, die durch psychische Beschwerden entstehen. Etwa Stressbelastungen, die infolge innerer Konflikte mit sich selbst oder der Umwelt eintreten. Der umgekehrte Weg wird dabei jedoch gänzlich außer Acht gelassen. Denn ebenso können funktionelle Beschwerden durch körperliche Ursachen entstehen, ohne dass eine psychische Belastung der Auslöser ist.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Schulmedizin Psychotherapie als Mittel gegen funktionelle Beschwerden einsetzt. Der Psychosomatik fehlt es an griffigem Diagnose- und Handwerkszeug, mit der sie Beschwerden auf der Körperebene ohne Psychotherapie lösen kann.
Sie missachten hier die sogenannten Ursache-Folge-Ketten. Denn funktionelle Beschwerden haben in der Regel eines gemeinsam: Die klassischen Diagnosemethoden können sie nicht aufspüren. Kein Röntgenbild oder MRT dieser Welt zeigt eine Verspannung im Zwerchfell an, die Kurzatmigkeit auslöst und z.B. Brustengegefühl oder Panikattacken hervorruft.
Der umgekehrte Weg
Wir erleben in unseren Behandlungen oft, dass auch der umgekehrte Weg funktioniert: Ein Patient kommt mit körperlichen Beschwerden in die Praxis. Nach einer gründlichen Untersuchung ist klar, dass im Körper eine Spannung vorliegt. Der Patient selbst weiß das nicht; er merkt nur, dass etwas nicht mehr rundläuft oder ihn einschränkt. Nicht selten steht der Gang in eine Osteopathiepraxis am Ende einer Ärzte-Odyssee.
Eine solche Spannung kann sein, dass der Patient unter großem Stress leidet und unter starker innerer Anspannung steht. Dadurch kann beispielsweise das Zwerchfell, unserer wichtigster Atemmuskel, verkrampfen. Es entsteht eine Spannung zentral im Körper, die sich auf umliegende Organe auswirkt. Das muss nicht zwingend schmerzen; der Patient kann aber womöglich schlechter atmen, fühlt sich schlapp oder unruhig.
Chance der Osteopathie – wenn Verspannungen auf die Psyche wirken
Als Osteopathen können wir helfen. Wir erspüren diese Spannung und sind genau darin geschult, sie mit manueller Therapie – also nur unter Einsatz der Hände – aufzulösen. Das klappt mal bei der ersten Sitzung, mal dauert es mehrere Wochen, abhängig von der Hartnäckigkeit der Spannung und dem Lebenswandel des Patienten.
Wird eine körperliche Spannung aufgelöst, kann das Emotionen freisetzen, die im Gewebe als Information gespeichert wurden. Dieser sogenannte „emotional release“ (etwa „Loslassen von Gefühlen“) ist oft mit einem klärenden Weinen oder Lachen verbunden – je nachdem, welche Emotion der Patient körperlich unterdrückt hatte. Dies kommt in Behandlungen immer wieder unverhofft vor und stellt in den wenigsten Fällen ein Problem dar. Im Gegenteil, es zeigt eine tiefgreifende körperliche Veränderung an.
Man kann dieses Phänomen damit vergleichen, dass wir vor Glück weinen oder lachen, wenn uns eine schwere Last von den Schultern genommen wird, die wir vorher lange mit uns herumgetragen haben.
Funktionelle Beschwerden neu verstehen
Der Hauptgrund, warum Schulmedizin nicht in ausreichendem Maße funktionelle Beschwerden behandelt, ist Unwissenheit: Die Psychosomatik kennt sich wenig bis kaum über erfolgreiche Möglichkeiten auf körperlicher Ebene aus. Die neue Logik, die dies möglich macht, findest Du im Bereich Zentralgeflecht und Lockieren® (hier erklären wir den Schaltplan und die geheime Spannungskommunikation des Körpers untereinander).
Fazit
Beide Wege, über die Psyche und über den Körper, haben ihre Berechtigung, folgen jedoch unterschiedlichen Regeln und einer gänzlich anderen Methodik:
Es gibt Fälle, die entweder gut durch Körpertherapie (z.B. Lockieren®) oder über Psychotherapie gelöst werden können. Dabei gibt es fast immer Mischformen oder Überschneidungen. Entscheidend ist, auf welcher Seite der Hebel größer ist.
Hier bei osteopathie-verstehen.de beschäftigen wir uns mit dem unbekannten körperlichen Weg.
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