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Kopfschmerzen

Mann mit verzerrtem Gesichtsausdruck, der sich mit beiden Händen die an die Schläfen fasst wegen Kopfschmerzen.

Neben Rückenschmerzen gehören Kopfschmerzen und Migräne zu den verbreitetsten Beschwerden hierzulande. 75 Prozent der jungen Erwachsenen sind laut Statista-Umfrage von 2017 mindestens einmal pro Monat betroffen, rund 40 Prozent der Erwachsenen sogar mehrmals1.

Kopfschmerzen können ein sehr unspezifisches Problem sein und durch eine schier unüberschaubare Menge an Faktoren verursacht werden. Daher erheben wir mit diesem Text keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern wollen einen Überblick über die gängigen funktionellen Ursachen und Symptome geben.

Also die Art von Kopfschmerzen, denen keine ernsthaften Ursachen zugrunde liegen, die aber die Lebensqualität zum Teil massiv einschränken. 

Machen wir uns zunächst ein Bild vom Kopf: Der Kopf ist eine vorwiegend knöcherne Struktur mit zahlreichen Höhlen, Ausbuchtungen sowie Löchlein, durch die viele Nerven und Gefäße hindurchziehen. Hier hat das Hirn seinen festen Platz: Es schwimmt im Kopf in der sogenannten Liquor, einer wasserbasierten, nährstoffreichen Flüssigkeit.

Wir können uns das Hirn wie ein Boot im Hafen vorstellen: Es ist fest an seinem Platz vertäut, schwimmt aber sachte und frei im Wellengang auf dem Wasser. Die Hirnhäute fungieren bildlich als die Leinen, die es an Ort und Stelle halten.

Natürlich gehören auch unsere Sinnesorgane – Augen, Ohren, Nasen – und der Kau-Apparat (Kiefer mit Kiefergelenken) zum Kopf. Er beginnt oben an der Scheitelkrone und reicht hinab bis zum ersten Halswirbel, auf dem er aufliegt und wo er ausbalanciert wird.

Ausbalanciert bedeutet: Verspannungen, die eigentlich weiter unterhalb entstehen, ziehen hinauf bis in die Halswirbelsäule. Dort können sie sich in Kopfschmerzen äußern, wenn etwa der Kopf nicht mehr mittig auf der Halswirbelsäule steht. Die Schieflage zieht ihn in eine Richtung, was Spannungen erzeugt.

Bei Betroffenen entsteht oft das Gefühl, als würde der Kopf nicht richtig auf dem Hals sitzen. Er fühlt sich „zu schwer“ an. Außerdem entstehen an bestimmten Bereichen des Kopfes durch dieses Ungleichgewicht der stabilisierenden Kräfte unangenehme Kopfschmerzen.

Wie auch bei Rückenschmerzen entstehen funktionell bedingte Kopfschmerzen durch Verspannungen oder mechanische Blockaden.

Eine Vielzahl an Strukturen, die Bändern oder Leinen ähneln, halten das Hirn im Schädelinneren und verknüpfen es über das Rückenmark bis weit ins Becken hinein.

So können Kopfschmerzen auch durch in entfernten Bereichen, die sich weit unterhalb des Kopfes befinden, entstehen. Diese Auslöser sind nicht zwingend schmerzhaft und dadurch nur schwer zu identifizieren.

Darstellung des Hirns im Einzelnen, im Verbund mit dem Kopf und die Verbindung des Hirns im big picture mit dem Rückenmark und der Anheftung bis tief in das Becken hinein.
Das Hirn im Einzelnen und die Verbindung über das Rückenmark mit dem Becken.

Zonen des Kopfes, die besonders häufig von Kopfschmerzen betroffen sind:

  • Vorderseite: Stirn, hinter den Augen
  • Rückseite: Übergang zwischen Hals und Kopf bei den Gelenken
  • Seiten: Schläfen, Ohren und Kiefergelenkregion
  • Oberseite: Schädeldecke
  • Gesamter Kopf: dumpfer, diffuser Schmerz oder Gefühl eines Helms aus Kopfschmerzen

Der Kopf ist das Zentrum der meisten Sinnesorgane. Er braucht – wie auch der Rücken – eine gute Stabilität in seiner Ausrichtung und gleichzeitig viel Beweglichkeit. Ist diese Beweglichkeit eingeschränkt, liegt die Ursache meist in der Wirbelsäule, bei Muskeln in Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule oder im sogenannten Zentralgeflecht.

Ein Beispiel:

Menschen, die viel am Computer arbeiten, sitzen oft – meist unbewusst – in rücken- und nackenfeindlicher Haltung. Verspannt dadurch die Nackenmuskulatur, können ebenso Kopfschmerzen entstehen wie durch Einschränkungen des Zentralgeflechts wegen einer chronisch zu flachen oder einseitigen Atembewegung.

  • Clusterkopfschmerz
  • Spannungskopfschmerz
  • Migräne
  • Hormonell

[Siehe auch Schmerzen]

  • Falsche Atmung
  • Fehlhaltung
  • Verspannung
  • Stress
  • Von cranio-manibulärer Dysfunktion sprechen wir, wenn wir chronisch die Zähne aufeinanderpressen und dadurch Verspannungen rund um das Kiefergelenk entstehen. Stress ist die Hauptursache für Pressen oder Knirschen, was zu Verspannungen und weiter zu Kopfschmerzen führt.  

Kopfschmerzen sind ein unspezifisches Symptom. Dahinter können sich auch schwere, ernsthafte Erkrankungen oder Probleme verbergen.

Die 7 wichtigsten ernsthaften Ursachen für Kopfschmerzen2:

  1. Hirnblutung: Plötzliche, starke Kopfschmerzen mit neurologischen Symptomen.
  2. Hirntumor: Bleibende Kopfschmerzen, oft mit neurologischen Ausfällen.
  3. Meningitis: Kopfschmerzen begleitet von Fieber, Nackensteifigkeit.
  4. Enzephalitis: Entzündung des Gehirns, verursacht schwere Kopfschmerzen.
  5. Glaukomanfall: Akute Kopfschmerzen mit Augenschmerzen und Sehstörungen.
  6. Arteriitis temporalis: Entzündung der Schläfenarterien, verursacht starke Kopfschmerzen.
  7. Sinusvenenthrombose: Blutgerinnsel in den Hirnvenen, führt zu intensiven Kopfschmerzen.

Weitere Ursachen können sein:

  • Sturz
  • Sonnenstich
  • Hitzeschlag
  • Vergiftungen
  • Lebenswandel und Ernährung: zu wenig trinken, Unverträglichkeiten, Alkoholkonsum, regelmäßiger Schmerzmittelkonsum
  • Bewegungsmangel
  • Stress und Überlastung
  • Schlafmangel
  • Hormone

Wenn Schmerzen das erste Mal und / oder besonders heftig auftreten, höre auf Dein Bauchgefühl: Fühlst Du Dich total elend und richtig krank? Oder kannst Du die Ursache zuordnen und es unter „Warnzeichen meines Körpers“ verbuchen?

Wenn die Schmerzen häufiger auftreten, wende Dich bitte an einen Arzt oder eine Ärztin. Es kann dann sinnvoll sein, sich das mit einem CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) anzuschauen.

Ignoriere Deine Kopfschmerzen nicht einfach. Sie sind ein deutliches und wichtiges Signal des Körpers: „Hilfe, hier stimmt etwas nicht!“ Begreife sie, so schwer es fallen mag, als Chance für eine Kurskorrektur oder Anstoß für eine Veränderung Deines Lebensstils.

Kopfschmerzen sind ein wertvolles Feedback – ob Du es konstruktiv findest, liegt an Dir 😉

Gleichzeitig wissen wir natürlich, dass es je nach Ausprägung der Kopfschmerzen schwierig bis unmöglich ist, darin etwas Positives zu sehen. Es hängt wie immer von der individuellen Situation ab.

Mach eine Checkliste:

  • Habe ich genug getrunken?
  • Bewege ich mich ausreichend?
  • Ist meine Ernährung ausgewogen mit ausreichend Eiweiß und Ballaststoffen?
  • Habe ich regelmäßig ausreichend Schlaf?
  • Bin ich an anderen Stellen im Körper verspannt (etwa Rückenschmerzen)?
  • Habe ich den Eindruck, nicht frei atmen zu können? -> Selbsttest gesunde Atmung
  • Werde ich morgens früh wach und mein Kiefer fühlt sich verspannt an? Dann knirschst Du vielleicht nachts mit den Zähnen. Bitte suche einen Zahnarzt auf.
  • Treten die Kopfschmerzen zyklusbedingt auf? Dann sprich bitte mit Deiner Gynäkologin.
  • Hast Du in letzter Zeit ein großes Blutbild anfertigen lassen? Eventuell kann dies Aufschluss geben über versteckte Ursachen.
  • Kennst Du Deine Blutdruckwerte? Hoher oder niedriger Blutdruck kann Kopfschmerzen verursachen.

Als Therapeut bin ich oft erstaunt, wie lange Menschen teilweise mit ihren Schmerzen leben oder sich damit einfach abfinden. Dabei gibt es zahlreiche Lösungsmöglichkeiten, Kopfschmerzen zu verbessern oder sogar ganz loszuwerden, auch ohne Medikamente.

Vieles haben wir selbst in der Hand, doch trotz aller Möglichkeiten zur Selbstheilung gilt: Finde Dich nicht mit Deinen Schmerzen ab. Kopfschmerzen können Dein Wohlbefinden stark einschränken. Schließlich sind alle Schmerzen zunächst ein Signal für eine Fehlfunktion im Körper.

Kopfschmerzen sind – wie auch Rückenschmerzen – ein breites Feld und können vielfältige Ursachen haben. Sie zu identifizieren und dauerhaft zu beheben, kann knifflig sein. Daher darfst Du sie ernst nehmen und ihnen nachgehen, bist dabei aber nicht auf Dich alleine gestellt.


Quellen:

  1. Statista-Umfrage ↩︎
  2. dt. Ärzteblatt ↩︎

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