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Stress als Problem

photo of thunderstorm

Wann ein Mensch sich gestresst fühlt, ist höchst individuell. Was die eine Person unter Druck setzt, ist für eine andere Person Alltag und nicht der Rede wert. Wo unser Stresslevel liegt, ab wann es zum Problem wird und „viel“ in „zu viel“ kippt und was Stress mit uns körperlich macht, beleuchtet dieser Artikel aus osteopathischer Sicht.

Definition: Wann sprechen wir von Stress?

Stress ist zunächst eine Reaktion auf äußere und innere Reize und ihre Verarbeitung. Neben der körperlichen erfolgt eine psychische Reaktion, auf die wir in diesem Artikel jedoch nicht eingehen.

In unserer schnelllebigen Zeit ist Stress als ein Zuviel an Reizen weit verbreitet, was zu körperlichen Reaktionen führt. Denn zuviel Stress in unserer Wahrnehmung sorgt dafür, dass wir uns getrieben oder erdrückt (Mental Load) fühlen.

Was ist gesellschaftlicher Stress?

Stress kann kurzfristig gesehen helfen: Er schärft die Sinne und macht uns leistungsfähig und reaktionsschnell. Sobald dieser Zeitraum zu lang wird, entsteht ein Zuviel an Anspannung, resultierend in einer Überforderung.

Wir können dabei zwischen internen und externen „Stressoren“, also Stressfaktoren, unterscheiden:

Baue ich mir den Druck selbst auf, weil ich beispielsweise ein ziel erreichen möchte?
Oder entsteht er durch äußere Gegebenheiten, die ich nicht beeinfluss kann, wie etwa eine unvorhergesehene Kitaschließung?

Die Gemeinsamkeit der beiden Stressor-Typen ist die Wahrnehmung:
– Nehme ich es gelassen wahr?
– Erzeugt es innere Anspannung? (körperliche Wirkung auf das Zentralgeflecht)

Wenn Stress innere Anspannung erzeugt

Ein Mann dem der Kopf raucht. Offenbar empfindet er Stress als Problem. Zur Beruhigung fasst er sich mit den Hände beidseits an die Schläfen.
Wenn der Kopf vor lauter Stress qualmt, hat das auch körperliche Folgen.

Das passiert bei Stress im Körper: Die Nieren schütten die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus, wichtige Botenstoffe.

Zunächst ist Stress per se weder positiv noch negativ zu bewerten. Grundlegend ist er gut: Wir verdanken ihm unser Überleben. Denn Stress ist eine Reaktion, die uns hilft, aufmerksam zu werden, Sinne zu schärfen und der uns schnelle Fluchtreflexe verschafft. So konnten unsere Urahnen vor dem Säbelzahntiger im hohen Gras rechtzeitig entkommen.

Stress ist eine also automatische Reaktion:

Er kann umgehend eintreten und uns vor möglichen Gefahren schützen. Blitzschnell werden die o.g. Stresshormone ausgeschüttet, die bewirken, dass Puls und Blutdruck steigen, die Verdauung zum Erliegen kommt, unsere Körpermuskulatur besser durchblutet wird und uns so optimal auf einen drohenden Kampf (fight) oder Flucht (flight) vorbereitet. Unsere Achtsamkeit (hier im Sinne von Wahrnehmung von Kleinigkeiten) nimmt ab, die Fokussiertheit nimmt zu – es entsteht ein problemorientierter Tunnelblick. Es geht einzig ums Überleben.

Übertragen auf heute heißt das, dass wir durch diesen Tunnelblick jedoch den Blick für eine mögliche Lösung verlieren – wir sind nicht mehr besonnen.

Stress wird schlecht für uns, wenn er länger anhält. Ein wenig Stress, häppchenweise, regt uns an: Wir werden tätig, bewegen uns, reagieren. Aber: „Guter“ Stress ist ein Mythos. Der Körper unterscheidet nicht zwischen gutem und schlechtem Stress. Er nimmt nur wahr, ob etwas vorhanden ist oder nicht und schüttet in jedem Fall Stresshormone aus, ob wir nun fliehen wollen oder nicht. Wie in fast allen Fällen entscheidet die Dosis

Ab wann ist Stress ein Problem?

Stress in kleinen Portionen ist nötig für uns. Solche Häppchen machen uns wach und fit. Anspannung und Nervosität vor einem Auftritt oder Vortrag schärfen unsere Sinne und können, wenn sie dieses „gesunde“ Maß nicht übersteigen, von Vorteil sein. Gefährlich wird es dann, wenn wir beispielsweise schon vier Wochen lang vor dem Vortrag konstant angespannt und nervös sind.

Balance aus An- und Entspannung

Was Gesundheit ausmacht, ist der ständige Wechsel zwischen An- und Entspannung: Zu lange Phasen der Anspannung können genauso krank machen wie zu lange Phasen der Entspannung, wo wir Gefahr laufen, untätig zu werden.

Ein anschauliches Beispiel liefert die Trainingslehre aus dem Sport: Der Muskel wächst in der Ruhephasen zwischen den Trainingseinheiten, nicht beim Training selbst. Legen wir keine Ruhephasen ein, sind die gewählten Trainingsreize weniger wirksam bis nutzlos.

Noch schlimmer: Dabei wächst nicht nur nicht der Muskel, es kann sogar zu Übertraining und Verletzungen kommen. Und die legen mich dann erst recht lahm.

Diese nötige Balance ist vergleichbar mit der Balance im Biorhythmus aus schlafen und wachen, aktiv sein und ruhen, An- und Entspannung.

Gesunder „Energiezyklus“

Bild Energiezyklus: Aufwachen, aufstehen, Aktivität, maximaler Leistungspunkt. Die Kurve sinkt, wir gehen zu Bett, Tiefschlaf, Organe erholen sich.

Dann kommt der Punkt, wo die Kurve von negativ wieder zu positiv steigt und wir langsam erwachen – ein neuer Tag beginnt.

Graphik: Y-Achse zeigt Aktivität und Erholung. X-Achse gibt den Zeitverlauf an. In Grün dargesellt ist eine Sinuskurve. Oberhalb der X-Achse findet Aktivität mit stiegender Kurve statt, unterhalb der X-Achse findet Erholung im Maße des Gefälle statt. Ein Tag besteht aus einem ganzen Zyklus von Aktivität und Anspannung, wie auch Erholung und Entspannung. Beides, in ausgewogenem Verhältnis, ist von entscheidender Bedeutung für ein gesundes und langes Leben.

So sähe ein perfekter Tag aus: Die Kurve teilt dabei bewusst „aktiv“ und „passiv“ in zwei Hälften. Wir schlafen zwar nur ein Drittel des Tages, haben aber auch tagsüber während der aktiven Phase inaktive Phasen.

Diese Skizzen zeigen die natürlichen Zyklen, denen wir unterliegen. Verstoßen wir mittel- bis langfristig dagegen, verstoßen wir gegen unsere Natur und müssen die Konsequenzen (er-)tragen.

Bildlich gesprochen: Je länger und höher wir auf dem „Berg“ verweilen, desto länger sollte die Erholung dauern. Es muss nicht jeder Tag gleich aussehen; aber nach drei Wochen der Überforderung sollte – wenn irgendwie machbar – die körperliche und mentale Ruhe für eine ähnlich lange Zeitperiode einkehren, wo der Fokus dann auf Erholung liegt.

Diese Zyklen bestehen aus Paaren wie Tag und Nacht, An- und Entspannung. Es empfiehlt sich, dass wir unsere Aktivitäten danach ausrichten – bei Tag aktiv and angespannt (im Sinne von aktivierender Spannung), bei Nacht passiv und entspannt.

Doch selbst dies allein ist noch kein Garant für ein langes Leben, nimmt uns aber zumindest die Unsicherheit, nicht alles versucht zu haben, um gesund zu leben.

ungesunder „Erschöpfungszyklus“

Die zweite Kurve zeigt, wie es aussieht, wenn wir über die das Maximum hinausgehen: Ein Puffer ist nötig für Notfälle, um noch Reserven freimachen zu können. Hier steigt die Kurve höher und dauert länger an.

Je länger sie andauert, umso weniger Zeit bleibt uns zur Erholung. Dann ist die Erholungsphase kürzer und weniger intensiv. Daraus folgt: ich kann nicht dieselbe Energie-Wiederherstellung erwarten.

Graphik: Y-Achse zeigt Aktivität und Erholung. X-Achse gibt den Zeitverlauf an. In Grün dargesellt ist eine Sinuskurve. Oberhalb der X-Achse findet Aktivität mit stiegender Kurve statt, unterhalb der X-Achse findet Erholung im Maße des Gefälle statt. Ein Tag besteht aus einem ganzen Zyklus von Aktivität und Anspannung, wie auch Erholung und Entspannung. Beides, in ausgewogenem Verhältnis, ist von entscheidender Bedeutung für ein gesundes und langes Leben. Durch eine rot dargestellte Linie und der darunter befindlichen Fläche wird eine Überforderung, bzw. eine Mobilmachung der Notenergiereserve dargestellt. Bei längerer und intensiver Aktivität und gleichzeitig kürzerer und geringerer Erholung baut sich mit der Zeit ein ein Erholungsdefizit auf, das die menschliche Leistung in allen Belangen einschränken kann und sogar die Lebenszeit negativ beeinflussen kann.

Stress: Ein Fall für die Osteopathie

Die meisten Menschen kommen mit funktionellen Problemen in die osteopathische Praxis, ausgelöst durch ein Zuviel an körperlichem Stress.

Wenn wir dauerhaft einem Reiz ausgesetzt sind, der uns permanent Stresshormone ausschütten lässt, beeinträchtigt das unsere Gesundheit. Der Stress, den wir heute empfinden, hat selten noch etwas mit dem ursprünglichen Verständnis von Überlebenskampf zu tun.

Burnout / Boreout

Burnout ist zuviel Stress über einen zu langen Zeitraum, das Gegenstück ist der Boreout, wo wir durch Unterforderung und Langeweile ausgebremst werden.

Symptome und Erkrankungen von Stress

Meistens ist das Zuviel an Stress, eher als das Zuwenig, die Ursache für funktionelle Erkrankungen. Gängige Beispiele sind etwa Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder Verdauungsprobleme.

Klicke auf den Button und erfahre, welche funktionellen Erkrankungen Stress auslösen kann:


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