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Strukturelle Erkrankung

Röntgenbild eines menschlichen Unterschenkels. Das Waadenbein ist gebrochen. Die scharfen Knochenkanten sind verschoben. Es handelt sich eindeutig um eine strukturelle Erkrankung, bei der die Struktur des menschlichen Körpers eindeutig Schaden genommen hat.

Bei der Therapie von Erkrankungen ist es wichtig zu unterscheiden ob es sich um eine funktionelle oder strukturelle Erkrankung handelt. Beide Arten erfordern einen völlig anderen Ansatz. In den folgenden Absätzen befassen wir uns mit der strukturellen Erkrankung

Definition

Strukturelle Erkrankungen sind Leiden, bei denen der Körper einen objektiv messbaren Schaden hat. Hier ist nicht nur die Funktion gestört (funktionelle Erkrankung), auch die Struktur ist dabei geschädigt (z.B. Knochenbruch). Hier ist die erste Anlaufstelle die Schulmedizin.

Wo brauchen wir die Schulmedizin?

Die Brust schmerzt, es strahlt in den linken Arm aus, Du leidest unter akuter und plötzlicher Atemnot – dann sollte die allererste Diagnostik von einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen. Gleiches gilt für Traumata und Stürze – safety first, wir wollen nichts Wichtiges übersehen! Strukturelle Medizin – also die Schulmedizin – ist ebenso wichtig wie die funktionelle (Osteopathie), ihr verdanken wir unendlich viel.

Die Stärken der Schulmedizin

Der grundsätzliche Unterschied von Schulmedizin und funktionaler Betrachtung liegt in unserer Haltung. Die klassische Schulmedizin will einen Feind besiegen. Um zielgerichtet zu kämpfen, bedarf es klarer Feinde und eines klaren Ziels. Diese Feinde können Tumore sein, gegen die ich Chemotherapie oder Bestrahlung einsetze, erhöhte Blutwerte, gegen die ein Medikament eingesetzt wird, oder ein kaputtes Gelenk, das repariert werden muss.

Hier ist zurecht das Fachgebiet der Schulmedizin. Es gibt klare Befunde, die die Veränderung der Struktur objektiv greifbar machen, z.B. Schmerz durch einen Knochenbruch, der im Röntgen sichtbar wird:

Der Knochen ist in seiner Struktur verändert (gebrochen) oder Gelenkschmerz (Röntgen zeigt einen sichtbaren Gelenkverschleiß Arthrose (der Gelenkspalt ist kleiner und die Form des Gelenks verändert sich durch immer wieder auftretende Entzündungen (Arthritis)).

Strukturelle Erkrankung am Beispiel des Herzen

Ein Beispiel im organischen Bereich: Beim Herzinfarkt ist ein Herzkranzgefäß verstopft, durch die verengte Arterie gelangt kein frisches Blut mehr in das Versorgungsgebiet. In Folge stirbt das betroffene Herzmuskelgewebe durch die Blutunterversorgung (deutlich sichtbar im EKG und in der Blutanalyse).

Strukturelle Problematiken sind zurecht am besten bei der Schulmedizin aufgehoben. Hier ist schon ein nachweisbarer Schaden im Körper aufgetreten, der die Funktion des Körpers einschränkt. Je mehr Struktur betroffen ist, umso wahrscheinlicher kann die Schulmedizin eine nachhaltige Besserung erwirken.

Doch was ist, wenn das akute Problem (Herzkranzverengung gelöst, verschlissenes Gelenk ausgetauscht, die Entzündung im Körper dank Medikamenten abgeklungen) behoben ist? Die Haltung in der Funktionsmedizin ist ein völlig andere und setzt weit davor an, bevor ein struktureller Schaden entsteht – diese klaffende Lücke wollen wir als Osteopathen schließen.

Achtung – wenn Du nicht sicher bist, lass es vom Arzt checken!

Leidest Du an einem neu aufgetretenen Problem, lass es zunächst schulmedizinisch abklären, um sicher zu gehen, dass es sich nichts Ernstes ist! Zu ernsten Problemen gehört alles, was das Leben unmittelbar bedroht und verkürzt – akute Erkrankungen wie ein Herzinfarkt oder plötzlich auftretende Atemnot etwa.

Ein Herzinfarkt kann, muss aber nicht immer massiv verlaufen, wie allgemein angenommen wird. Eine so ernsthafte Erkrankung kann auch mild verlaufen! Bleibt der Infarkt unbehandelt, kann das lebensbedrohlich werden oder ernsthafte Langzeitschäden verursachen, die nicht reversibel sind.

Ähnlichkeit mit funktionellen Erkrankungen

Gibt die Schulmedizin grünes Licht und kann eine Herzerkrankung ausschließen (wie im Beispiel oben), so liegt mit großer Wahrscheinlichkeit ein funktionelles Problem vor. Es kann ähnliche Schmerzsymptome wie Stechen in der Brust auslösen:

Oft steht z.B. eine harmlose, aber schmerzhafte Rippenblockierung als Ursache im Raum. Oder eine funktionelle Spannungsblockade verläuft durch den Brustkorb, hat aber nicht zwangsläufig am Schmerzort ihre Ursache.

Dieses dramatische Beispiel soll lediglich zeigen, dass sowohl Strukturprobleme als auch Funktionsprobleme zu ähnlichen Symptomen führen können. Im Zweifel bitte immer ärztlich abklären lassen.

Funktionelle Zusammenhänge spielen in akuten Notfallsituationen keine Rolle!

Fazit:

  • Technik alleine hilft nicht bei funktionellen Problemen, da sie für die Technik unsichtbar sind.
  • Es gibt noch kein verlässliches Messwerkzeug, das funktionelle Probleme im Körper anzeigt. Das liegt an der Komplexität der Zusammenhänge (Spannungskommunikation).
  • Im Zweifel ärztlich abklären lassen, um eine strukturelle Erkrankung auszuschließen.

Erfahre was eine funktionelle Erkrankung ist.


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