Mundatmung ist keine Übung, sondern eine Form der Atmung, bei der die Luft über den Mund eingeatmet wird. Obwohl sie in bestimmten Situationen, wie intensivem Sport, kurzfristig auftreten kann, wird sie auf lange Sicht nicht empfohlen, da sie zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen kann.
Allgemeine Einteilung
Mundatmung gilt nicht als vorteilhafte oder therapeutische Atemtechnik, sondern eher als eine ungesunde Gewohnheit. Sie kann unter anderem zu Zahnfehlstellungen, trockenem Mund und einem erhöhten Krankheitsrisiko führen. Anfangs können besonders funktionelle Erkrankungen auftreten, die reversibel sind. Über die Zeit können sich diese jedoch zu strukturellen Beschwerden entwickeln, die nicht mehr reversibel sind.
Beschreibung
Bei der Mundatmung atmet man Luft direkt durch den Mund ein und aus. Dabei werden die natürlichen Filter- und Befeuchtungsprozesse der Nase umgangen. Dies resultiert in einer flacheren und schnelleren Atmung, die die Lungenkapazität nicht vollständig ausschöpft. Zudem wird das vegetative Nervensystem chronisch in einen Zustand der Alarmbereitschaft versetzt.
Therapeutische Perspektive auf die Mundatmung
Aus osteopathischer Sicht kann dauerhafte Mundatmung die normale Atemmechanik verändern und Muskelspannungen im Körper erhöhen. Besonders betroffen sind oft das Zentralgeflecht im Körperrumpf sowie der Nacken- und Schulterbereich. Dies kann zahlreiche negative Folgen haben.
Mundatmung tritt häufig beim Schnarchen auf oder wenn bei Infekten Nase und Nasennebenhöhlen verstopft sind. Auch Nasenpolypen oder Defekte der Nasenscheidewand können Ursachen sein.
Generell gilt: Je öfter durch den Mund geatmet wird, desto weniger wird die Nase genutzt, was zu einer zunehmenden Schwächung führt. Ähnlich wie Muskeln, die ohne Training schrumpfen, kann auch die Nase an Funktionalität verlieren. James Nestor beschreibt in seinem Buch „Breath“ die dramatischen Auswirkungen der Mundatmung anhand eines Selbstversuchs. Schon nach wenigen Tagen der Mundatmung stellen sich gravierende negative Veränderungen des Körpers ein.
In meiner osteopathischen Praxis beobachte ich ähnliche Muster, die über die Atemwege hinausgehen und andere Körpersysteme negativ beeinflussen können. Häufige Folgen sind Erschöpfung, Energieverlust und Konzentrationsschwierigkeiten. Da die Mundatmung das vegetative Nervensystem, insbesondere den Sympathikus, ständig aktiviert, kann sie auch funktionelle Beschwerden sowie Blockaden und Verspannungen auslösen.
Ich sehe sie als eine Hauptursache für die reaktive Eigensabotage (RES). Chronische Mundatmung kann ernsthafte Beschwerden nach sich ziehen, darunter Schlafapnoe. Diese Erkrankung schwächt nachweislich das Herz-Kreislaufsystem.
Erfahre in unserem Beitrag „Vorteile der Nasenatmung“ auch die Nachteile der Mundatmung mit ihren Auswirkungen auf Körper und Geist.
Empfehlung
Da Mundatmung keine wünschenswerte Praxis darstellt, besteht das Ziel darin, zu einer gesunden Nasenatmung zurückzukehren. Dies lässt sich durch bewusstes Atmen durch die Nase erreichen. Bei einer verstopften Nase können kurzfristig Nasensprays helfen. Atemübungen können die Atemmuskulatur stärken.
Eine weitere Methode ist das sogenannte Mouth Taping. Dabei wird während des Schlafs der Mund leicht abgeklebt, um die Nasenatmung zu fördern. Diese Methode sollte jedoch fachkundig angeleitet und überwacht werden.
Hinweise zur Mundatmung
Bei anhaltender Mundatmung, besonders bei Kindern, ist es ratsam, einen Arzt oder Zahnarzt zu konsultieren, um mögliche Ursachen zu identifizieren und Fehlentwicklungen zu vermeiden1. Bei Erwachsenen kann die Osteopathie, insbesondere durch Methoden wie Lockieren®, zur Wiederherstellung einer gesunden Nasenatmung beitragen, wobei dies von individuellen Faktoren abhängt.
In schweren Fällen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen wie Zahnmedizin, Kieferorthopädie, Schlafmedizin, Osteopathie, Physiotherapie und die Anwendung spezialisierter Atemübungen unumgänglich, um eine ganzheitliche Behandlung zu ermöglichen.
Studie
- (2021)Effects of mouth breathing on facial skeletal development in children: a systematic review and meta-analysis ↩︎
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