In Beruf und Sport werden Höchstleistungen gefordert. Da ist es entscheidend, den menschlichen Körper und seine Grenzen zu verstehen. Eine zentrale Rolle bei körperlichen Belastungen spielt das Zwerchfell. Daher sind aus therapeutischer Sicht Zwerchfellbeschwerden besonders faszinierend bei Menschen, die ständig an ihre körperlichen Grenzen gehen, wie etwa Kampfjetpiloten und Rennfahrer.
Zwerchfellbeschwerden durch versteckte Belastung
Das Zwerchfell ist unser wichtigster Atemmuskel. Es liegt wie ein Schirm quer aufgespannt unter dem Brustkorb und ist mit allen inneren Organen direkt oder indirekt verbunden. Im Idealfall arbeitet es ruhig und gleichmäßig, kann sich vollständig an- und entspannen und durch diese „Pumpbewegung“ die Lungen optimal in ihrer Arbeit unterstützen.
Bei Hochleistungsberufen wie Kampfjetpiloten oder Rennfahrern wirken immense G-Kräfte und starke Beschleunigungen auf den Körper ein. Diese Kräfte führen zu einem massiven inneren Druck, der das Zwerchfell enorm beansprucht. Der gesamte Körper muss ständig gegen die wechselnden Fliehkräfte arbeiten. Der Kreislauf arbeitet auf Hochtouren, und das Herz schlägt stärker und schneller, um den Körper trotz der G-Kräfte ununterbrochen mit Blut zu versorgen.
Diese Dauerbelastung wirkt sich langfristig auf den Körper aus: Sie erzeugt innere Ungleichgewichte sowie erhöhte Spannung im Gefäßbereich, Herzen und gesamten Zentralgeflecht. Denn während Menschen sich eher einseitig unterfordern, die einer Büroarbeit nachgehen, wird hier das Zwerchfell durch den ständigen Gegendruck überfordert. Die Folge sind oft ein verkrampftes Zwerchfell und damit zusammenhängende Beschwerden.
Patientenbeispiele: Kampfjetpilot und Rennfahrer
Ein ehemaliger Kampfjetpilot besuchte meine Praxis mit Symptomen, die auf ein unrund arbeitendes Zwerchfell hinwiesen. Bei ihm waren Thorax, Nacken und Wirbelsäule stark belastet, und er litt unter Herzrhythmusstörungen (Herzstolpern), Blutdruckschwankungen, Zwerchfellverspannungen, Sodbrennen. Sein kardiologischer Befund konnte nichts zeigen, doch sein Brustkorb, Nacken und Zwerchfell waren durch die ständigen Flugmanöver extrem belastet. Durch gezielte Herz- und Zwerchfellentspannung nach den Grundsätzen der Movistik® konnten wir die Symptome nach einer Behandlung verbessern und beseitigen.
Ein weiterer Patient, ein professioneller Rennfahrer, litt unter spürbaren Herzbeschwerden. Er entwickelte eine Zwerchfellhernie (Zwerchfellbruch), verursacht durch hohe, anhaltende Belastungen im Rennwagen. Bei dieser Hernie rutscht ein Teil des Magens durch den Überdruck von unten nach oben durch das Zwerchfell. Dies kann auf das Herz drücken. Zudem führt es zur Refluxkrankheit, da der Mageneingang nicht mehr richtig schließt. So steigt Magensäure ungehindert in die Speiseröhre auf.
Er erklärte, dass sein Herzschlag auf der Rennstrecke stets zwischen 160-180 Schlägen pro Minute liegt. Besonders Langstreckenrennen sind sehr fordernd. Zudem haben Rennwagen keine hydraulischen Bremskraftverstärker wie normale PKWs. Die ganze Bremskraft muss der Fahrer mit Muskelkraft erbringen. Bei starken Bremsmanövern ist oft ein Druck von über 100 kg auf das linke Bremspedal nötig.
Da Bein und Hüfte über Muskelketten direkt mit Lendenwirbelsäule und Zwerchfell verbunden sind, beeinflusst die Belastung das Zwerchfell und den gesamten Körperkern (Zentralgeflecht).
Zwerchfellbeschwerden durch Unterforderung
Während Hochleistungssportler oft mit einer Überlastung des Zwerchfells zu kämpfen haben, tritt bei den meisten Menschen, insbesondere bei Büroangestellten, das gegenteilige Problem auf: die Unterforderung des Zwerchfells.
Durch langes Sitzen, das für viele Arbeitsplätze typisch ist, bewegt sich das Zwerchfell zu wenig. Es reduziert die wichtige Bauchatmung, wodurch das Zwerchfell einseitig belastet wird und „einrostet“. Diese mangelnde Bewegung erzeugt ebenso Verspannungen im Zentralgeflecht.
Wenn das Zwerchfell nicht regelmäßig und ausreichend bewegt wird, verliert es seine Elastizität. Dies verursacht Beschwerden wie Verspannungen und Schmerzen im Bereich des Brustkorbs, des Rückens und des Nackens. Gängige Schmerzmittel wirken bei diesen Beschwerden meist nur unzureichend.
Langfristig bewirkt die unzureichende Aktivität des Zwerchfells eine flachere Atmung, was die Sauerstoffversorgung des Körpers mindert. Dies beeinträchtigt die allgemeine Gesundheit und führt zu weiteren Beschwerden in Kiefer, Schultergürtel, Becken und Beinen.
Wann Operationen sinnvoll sind
In einigen Fällen sind Operationen erforderlich, um Zwerchfellbrüche oder sog. Hernien effektiv zu behandeln. Solche Eingriffe sind besonders dann sinnvoll, wenn die Beschwerden stark ausgeprägt sind und konservative Maßnahmen nicht ausreichen. Allerdings ist es ebenso wichtig, die Ursachen zu behandeln, die zum Bruch führten. Eine Hernie kann sonst erneut auftreten.
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