Wissen über intuitives manuelles Behandeln

Brustatmung

Mann mit weißem T-Shirt hält linke Hand auf den Bauch, rechte auf die Brust. Ansicht von vorne. Die Lungen im Brustbereich sind schemenhaft mit Farbe eingezeichnet. Übermäßige Brustatmung kann zu einer Reihe von funktionellen Beschwerden führen.

Die Brustatmung, auch Schulteratmung, Thoraxatmung oder Schlüsselbeinatmung genannt, ist eine Atemform, bei der der Brustkorb im Mittelpunkt steht. Sie wird vorrangig in Situationen hoher körperlicher oder emotionaler Anspannung automatisch genutzt

Sie ermöglicht schnelle Sauerstoffaufnahme, verbraucht jedoch mehr Energie als die Bauchatmung und verursacht bei dominanter und dauerhafter Anwendung Verspannungen im Zentralgeflecht, die funktionelle Probleme hervorrufen können1.

Die Brustatmung wird oft in stressigen oder angstbesetzten Momenten eingesetzt. Sie ist zwar nicht die bevorzugte Atemtechnik für den Alltag, kann aber in bestimmten Situationen lebenswichtig sein. Bei körperlicher Anstrengung setzt man sie stärker als üblich ein, was völlig unbedenklich ist, solange man die Brust- und Atemhilfsmuskulatur in Ruhe- und Entspannungsmomenten wieder entspannt.

Bei der Brustatmung kontrahieren sich vermehrt die äußeren Zwischenrippenmuskeln. Dies hebt die Rippen an und weitet den Brustkorb. Durch diese Bewegung entsteht ein Unterdruck, der Luft in die Lungen strömen lässt.

Diese Atemtechnik kann in Notfällen sehr nützlich sein, bei übermäßigem Gebrauch jedoch zu Verspannungen im Hals- und Nackenbereich führen. Der Grund dafür ist, dass das Zwerchfell, unser Hauptatemmuskel, weniger beansprucht wird. Stattdessen werden vermehrt Atemhilfsmuskeln für die Atmung genutzt.

Aus osteopathischer Sicht führt eine übermäßige Nutzung der Brustatmung oft zu muskulären Verspannungen im oberen Rücken, Nacken, Schulter- und Brustbereich, besonders wenn sie unachtsam die Bauchatmung dominiert.

  • Die verstärkte, chronische Brustatmung stimuliert das vegetative Nervensystem, indem sie den Brustkorb übermäßig bewegt. Ganz nach dem Grundsatz „Kleinvieh macht macht auch Mist“ hat dies die unerwünschte Wirkung, dass sich dieser eigentlich kleine Reiz durch die ca. 20.000-fache Wiederholung pro Tag potenziert. So wird sie zum Dauerstressfaktor für den Körper.
  • Die Atemfrequenz steigt, weil man ersucht, mit weniger tiefer Atmung ein Sauerstoffdefizit auszugleichen (Trommelfeueratmung).
  • Der für Entspannung zuständige Vagusnerv wird weniger angeregt, was die Entspannungsfähigkeit mindert.

Die Kampf- oder Fluchtreaktion wird durch diese Form der Atmung unterstützt. Sie sollte normalerweise nur kurz eintreten, um uns vor drohenden Gefahren zu schützen, nicht aber als Dauerzustand im Griff haben.

Obwohl es meist unnötig ist, die Brustatmung gezielt zu üben, da sie bei Stress automatisch einsetzt, kannst du sie bewusst erfahren, indem du entspannt sitzt oder stehst.

Fokussiere dich darauf, durch sanfte Anspannung der Zwischenrippenmuskeln zu atmen, wodurch sich dein Brustkorb bei jedem Einatmen hebt und erweitert. Beobachte die Ausdehnung deines Brustbereichs beim Einatmen und die Entspannung beim Ausatmen, wobei der Bauch sich nur minimal beim Einatmen nach außen wölbt.

Obwohl die Brustatmung in bestimmten Situationen hilfreich sein kann, sollte sie nicht zur vorherrschenden Atmungsform werden. Eine dauerhafte Anspannung der Brust- und Schultermuskulatur kann zu Atembeschwerden und erhöhter Stressbelastung führen. Es ist wichtig, eine Balance zwischen den verschiedenen Atemtechniken zu finden, um eine gesunde Atmung zu fördern.

Studie

  1. (2014) Breathing Pattern Disorders and Functional Movement ↩︎

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