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Zwerchfell

Rumpf eines Menschen von vorne betrachtet. Er ist transparent. Deutlich in rottönen wird die Lage und Form des Zwerchfells dargestellt. Der Hauptatemmuskel ist das Zentrum des Rumpfes. Über ihm liegt das Herz und die Lungen, unterhalb liegen die Bauchorgane. Die Form des Zwerchfells erinnert an einen aufgespannten Regenschirm.

Dieser Glossar-Artikel widmet sich dem Zwerchfell (lat. Diaphragma), unserem wichtigsten Atemmuskel. Wir beleuchten, woher sein Name stammt, wo im Körper es welche Funktionen erfüllt und welche Erkrankungen es treffen können.

Der Wortteil „Zwerch“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet „quer“, es hat nichts mit „Zwerg“ zu tun. Dies beschreibt gleichzeitig seine Position und Ausrichtung: Es liegt quer im Körper und bildet das Zentrum des Rumpfes (dazu mehr unter Beschreibung).

Eine philosophischere Betrachtung verknüpft „Zwerchfell“ mit „Besonnenheit“: Das altgriechische Wort „Sophrosyne“ – Besonnenheit – bedeutet ursprünglich „Gesundheit des Zwerchfells“. Dies mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, doch eine genauere Betrachtung offenbart interessante Zusammenhänge. Wie genau das Zwerchfell mit Besonnenheit, den Sinnen und der Gesundheit in Verbindung steht, liest Du hier:

Das Zwerchfell ist ein 2-5 mm dicker, flacher Muskel, der ähnlich einem aufgespannten Regenschirm unterhalb der Rippen liegt und sich quer durch den Körper spannt.

Es ist unser Hauptatemmuskel und geradezu ein verdeckter Big Player: ein Superstar wie unser Herz, nur oft in seiner Bedeutung verkannt. Dabei übernimmt er ca. 80 Prozent der Einatem-Funktion, die restlichen 20 kommen von der Atemhilfsmuskulatur und den Zwischenrippenmuskeln.

Dieser flache, durchlässige Muskel verläuft horizontal durch den Körper unterhalb der Rippen. Er verbindet den Bauch- mit dem Brustraum und hat Durchtrittsstellen für u.a. elementar wichtige Blutgefäße, Nervenbahnen und die Speiseröhre.

Beim Einatmen kontrahiert sich das Zwerchfell (spannt an) und wölbt sich nach unten und drückt gegen die Bauchregion. Das sehen wir daran, dass sich die Bauchregion hervorwölbt und der Brustkorb sich weitet. Der Ausatem-Vorgang hingegen wird nicht durch das Zwerchfell angetrieben, sonder verläuft vorwiegend passiv durch elastische Rückstellkräfte.

Der unterschätzte Player

So wie das Herz das Blut pumpt, pumpt das Zwerchfell die Lungen und alle Organe im Brust- und Bauchraum. Es bewegt somit das sogenannte Zentralgeflecht und ist damit ein unterschätzter Player, der einen wichtigen Beitrag zum Gesundwerden und -bleiben leistet.

Dieser bewegliche Muskel hat feste Verbindungen:
Herz und Lungen liegen oben auf dem Zwerchfell auf. Unterhalb ist es mit Darm, Leber, Magen, Milz und Nieren verbunden.

Indirekt wirkt es auf zahlreiche andere Bereiche im Körper ein.

Die mit dem Diaphragma in Verbindung stehenden Erkrankungen sind entweder funktioneller oder struktureller Natur.

Bei den strukturellen Erkrankungen kennen wir etwa die Zwerchfellhernie (Zwerchfellbruch) oder Zwerchfell-Lähmung.

Funktionelle Erkrankungen oder Beschwerden des Zwerchfells können von Reflux über Schluckauf bis zu Seitenstechen reichen.

Der Nerv, der das Zwerchfell versorgt, ist der Phrenicus-Nerv. Er entspringt dem Halsbereich (genauer entsteht er zwischen 3. und 5. Halswirbelsegment). Probleme in dieser Region, etwa Nackenverspannungen oder Blockaden, können zu Zwerchfellproblemen führen.

Diese Abhängigkeit gilt in beide Richtungen: Verspannungen im Zwerchfell können umgekehrt Nackenbeschwerden verursachen.

Auch die umliegenden, angrenzenden Bereiche können Einfluss auf die Zwerchfellgesundheit nehmen: So können Blockaden in Brustkorb oder Wirbelsäule die Mobilität des Zwerchfells einschränken. Eine uneingeschränkte Mobilität ist jedoch Grundvoraussetzung für eine geschmeidige Atmung.

Vorweg: Das Zwerchfell ist ein Muskel. Jeder Muskel lässt sich gezielt trainieren. Damit er gut funktionieren kann, braucht er ausreichende Bewegungsfreiheit.

Der Feind: langes Sitzen

Zu langes Sitzen schränkt die Beweglichkeit des Zwerchfells ein. Im Sitzen ist die maximal tiefe Einatmung um etwa 20 bis 30 Prozent vermindert. Das lässt sich leicht im Selbsttest ermitteln:

Atme im Sitzen tief ein und aus. Nun wiederhole dies im Stehen. Merkst Du den Unterschied, wieviel leichter es Dir im Stehen fällt, tief ein- und auszuatmen?

Bei einer sitzenden Tätigkeit versuche daher, nicht zu lange am Stück zu sitzen. Stehe mindestens einmal pro Stunde auf, eventuell hilft Dir hier eine Alarm- oder Erinnerungsfunktion im Handy.

Das kannst Du selbst tun

Wir haben auf dieser Website eine umfangreiche Liste an Atemübungen für alle Situationen und Bedürfnisse zusammengestellt. Suche Dir diejenige Übung aus, die für Dich am besten passt. Jede bewusste Pause ist eine Wohltat für das Zwerchfell!

Du übst eifrig, kommst aber dennoch nicht weiter und fühlst Dich blockiert in Deiner Atmung? Dann kannst Du über eine gründliche Untersuchung nachdenken. In der therapeutischen Praxis können wir Blockaden des Zwerchfells mit den Händen lösen – indem wir direkt das Zwerchfell oder angrenzenden Strukturen behandeln.

Falls Du mehr wissen möchtest: Die Funktionsweise des Zwerchfells erklären wir nach der Logik der Movistik und schildern die Behandlungsmethode Lockieren®, die sich für alle funktionellen Erkrankungen optimal eignet.

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